0

Stimmungsvoller Kriminalroman aus der Eifel

Die Spreu vom Weizen zu trennen und wirklich gut geschriebene Regionalkrimis zu finden, erweist sich bei der Vielzahl dieser heutzutage gelegentlich als schwierig. Dennoch finden sich nach kurzer Suche oft unglaublich viele gute Bücher von dieser Sorte. In diesem Sinne würde ich gern einen meiner Favoriten mit Ihnen teilen, Jacques Berndorfs Eifel-Krimireihe nämlich. Der erste Band wurde schon 1989 veröffentlicht und, wie der Name verrät, spielt sich alles in der Eifel ab. Televisionsbuchtalksendungsaffine Zeitgenossen erinnern sich vielleicht an Denis Schecks Bemerkung zum Buch Eifel-Kreuz bei Druckfrisch: „Grausig schlecht geschrieben“. Doch genug davon.

Heute will ich davon erzählen, warum ich dieses Buch so wertschätze. Die Ausgangssituation in Eifel-Kreuz ist simpel: Gleich zwei Leichen werden unabhängig voneinander in der Eifel aufgefunden. Grausiges Nebendetail: Eines der Opfer, Sven Dillinger, wurde erst erschossen und dann gekreuzigt. Protagonist Siggi Baumeister lässt also Katze und Hund allein zuhause zurück, um als Kriminalreporter zu ermitteln. Der Leser begleitet ihn auf seinem Weg zur Lösung des Falles.

Das beschreibt Berndorf in beinahe virtuoser Manier: Mal ergeht sich Baumeister in weitgehend sinnfreien Betrachtungen seines Gartenteichs, mal vernimmt er Zeugen und manchmal hält er Palaver mit kriminalistischen Freunden, ohne jemals abgehoben oder unsympathisch zu erscheinen.

Der Autor erzählt frei von niveaulosem Kitsch Geschichten über eine Person, die dem Leser zwar ans Herz wächst, aber selbst auch nicht perfekt ist. Um Berndorfs einzigartigen Schreibstil darzustellen, gebe ich am besten ein Beispiel aus dem Buch:

Es war so ein Morgen, an dem alles schieflief. Wie üblich schwebte ich in tranigem Zustand die Treppe hinunter in die Küche und versuchte, einen Kaffee herzustellen. Mein Hund Cisco stürmte in den Raum und sprang an mir hoch, weil er wahrscheinlich der Meinung war, er habe mich vier Wochen lang nicht gesehen. Dazu jaulte er von Herzen, bellte ein paarmal und pinkelte in heller Begeisterung eine Serie hübscher, mattgelber Ornamente auf die Küchenfliesen (Seite 1).

Ein wunderbar lebendiges Umfeld hat Baumeister auch. Da gibt es Kommissar Kischkewitz, einen bärbeißigen, aber sehr fähigen Vertreter seiner Art. Die lesbische Tante Anni und die Nachbarn Emma und Rodenstock, ebenfalls kriminalistisch bewandert, sind sehr wichtige Bestandteile der Ermittlung. Damit ist unser Protagonist im Prinzip nur der Erzähler, und als solcher könnte er kaum besser sein. Im Laufe der Reihe verändert sich seine Lebenswelt schrittweise und er wird immer wieder mit Problemen wie Korruption und übermäßiger Kirchenhörigkeit in der Eifel konfrontiert. Dabei bestimmt das Problem nicht die Handlung, sondern wird sehr natürlich in den erzählerischen Zusammenhang eingebunden.

Natürlich ist dieses Buch keine göttliche Offenbarung. In keinster Weise revolutioniert es das Genre des Regionalkrimis, aber es ist eine außerordentlich gut gelungene Verbeugung vor dem Alltag eines freien Journalisten, den Berndorf selbst sehr gut kennt. In jedem Fall sind die Bücher eine willkommene Abweichung vom Einerlei der Krimilandschaft. Klare Empfehlung!

Paul Hentschel (Praktikant 21.6.- 1.7.2021)

Kriminalroman, Eifel-Krimi 13 - Grafitäter und Grafitote 345
Einband: kartoniertes Buch
EAN: 9783894253455
13,00 €inkl. MwSt.

Kurzfristig lieferbar

In den Warenkorb
Kategorie: Romane

UNSER aktueller Tipp

 
Schnitzel Surprise

Schnitzel Surprise

von Heitz, Markus

Zum Artikel

12,00 €inkl. MwSt.

Kurzfristig lieferbar

In den Warenkorb