Ortheils Lesetipps März 2020

Der Autor Hanns-Josef Ortheil stellt hier jeden Monat seine drei persönlichen Lesetipps vor:

John Lewis-Stempel: "Im Wald. Mein Jahr im Cockshutt Wood", DuMont Buchverlag

Der britische Schriftsteller John Lewis-Stempel (geb. 1961) hat sich ein ganzes Jahr in einem Waldstück im mittleren Westen Englands an der Grenze zu Wales aufgehalten und Monat für Monat beobachtet und notiert, was der Wald ihm an Eindrücken und Tätigkeiten bietet. Eine Lektüre, die einen für Waldspaziergänge sensibilisiert und Ideen darüber aufkommen lässt, wie man unsere oft so trostlosen Wälder auch ohne modernes Werkzeug beheimaten und pflegen könnte.

Katja Oskamp: "Marzahn, mon amour", Hanser Berlin

Der Schauplatz ist Berlin-Marzahn, Plattenbaugebiet der DDR. Katja Oskamp kümmern die Klischees nicht, die über diese Gegend in Umlauf sind. Erfinderisch kreiert sie eine Methode, mehr von den Bewohnern zu erfahren. Sie wird Fußpflegerin und erhält so nicht nur Zugang in viele Wohnungen, sondern auch Einblicke in zahlreiche Lebensgeschichten. Eine (vital erzählte) Anregung, bewusst das Gespräch mit anderen Menschen zu suchen, die einem sonst fremd geblieben wären.

Lars Gustafsson/Agneta Blomqvist: "Doppelleben", Carl Hanser Verlag

Agneta Blomqvist (geb. 1942) und Lars Gustafsson (1936-2016) kannten sich seit 1958, aber erst 2015 haben sie geheiratet. In den letzten Lebensjahren des bekannten schwedischen Schriftstellers haben sie sich ihre Kindheiten erzählt. Entstanden sind leuchtende Porträtskizzen, die das Thema „Kindheit“ ernst nehmen und danach fragen, welche Lebensentwürfe dieses Alter vorgezeichnet hat. Nachhaltig auch deshalb, weil man ein solches Erzählen als ein Gesellschaftsspiel für sich selbst begreifen könnte, um mehr von denen zu erfahren, die einem nahe sind.

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